Die Ära der „exorbitanten Privilegien“ des US-Dollars als weltweit wichtigste Leitwährung geht zu Ende. Dies ist ein Zitat der französischen Finanzministerin Valerie Giscard d’Estaing, die den Satz in den 1960er Jahren empört veröffentlichte, dass die Vereinigten Staaten Geld aus der Welt pumpen und gleichzeitig einen übermäßig hohen Lebensstandard aufrechterhalten.
Fast 60 Jahre lang beschwerte sich die Welt, jammerte und stöhnte, tat aber nichts. Diese Zeiten sind vorrüber. Schon aufgrund der Folgen der Covid-19-Pandemie wird der Lebensstandard in den USA niedriger denn je sein. Gleichzeitig kommen in der Welt ernsthafte Zweifel an der einst weit verbreiteten Annahme des amerikanischen Exzeptionalismus auf. Das Gleichgewicht ändert sich, und der Zusammenbruch des Dollars könnte in naher Zukunft erfolgen.
Die Saat für dieses Problem wurde durch das tiefe Defizit der inländischen Ersparnisse in den Vereinigten Staaten gesät, das bereits vor der Pandemie offensichtlich war. Im ersten Quartal 2020 sanken die abschreibungsbereinigten Nettoersparnisse der Haushalte, Unternehmen und des öffentlichen Sektors auf 1,4 % des Nationaleinkommens.
Es war das niedrigste seit Ende 2011. Covid-19 und die daraus resultierende Wirtschaftskrise verschärfen den Widerspruch zwischen Bilanz und Leistungsbilanz. Der Grund dafür ist ganz einfach: die Explosion des Staatshaushaltsdefizits. Nach Angaben des parteiübergreifenden Budgetbüros des Kongresses wird das Haushaltsdefizit des Bundes voraussichtlich auf ein Rekordhoch von 17,9 % des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020 ansteigen und dann voraussichtlich auf 9,8 % im Jahr 2021 sinken.
Im Moment ist der Dollar stark und profitiert von der typischen Nachfrage nach sicheren Häfen für Kapital, die in Krisenzeiten dringend benötigt werden. Im Vergleich zu einer Vielzahl von US-Handelspartnern stieg der Dollar von Januar bis April um 7%. Dennoch ist der drohende Kollaps der Weltwirtschaft offensichtlich.
Daher wird die Reservewährung oder nicht, der Dollar wird unter den gegebenen Umständen nicht verschont. Und die entscheidende Frage lautet: Was löst die Rezession aus? Es ist nicht einmal notwendig, tief zu graben. Schauen Sie sich das aktuelle politische Chaos in den USA an.
Protektionistische Handelspolitik, die Überwindung der architektonischen Säulen der Globalisierung wie das Pariser Klimaabkommen, die Transpazifische Partnerschaft, die Weltgesundheitsorganisation und traditionelle atlantische Allianzen, das grobe Missmanagement der Reaktion auf Covid-19 und die qualvolle soziale Krise.
Wenn sich die Wirtschaftskrise zu stabilisieren beginnt – wir hoffen, dass dies Ende dieses Jahres oder Anfang 2021 der Fall sein wird – werden die Weltbanken den Dollar nicht mehr kaufen müssen und er wird alle seine Tiefststände im Juli 2011 leicht übertreffen , Abschwächung um mindestens 35 %.
Der bevorstehende Zusammenbruch des Dollars wird drei wesentliche Konsequenzen haben: Inflation, ein Anstieg des amerikanischen Handelsdefizits und zusätzliche Verbrauchersteuern in den Vereinigten Staaten. Und nun kommt Washingtons Wunsch hinzu, sein Finanzsystem von China zu trennen, das zuvor das Spardefizit eines Landes finanzierte, das seine exorbitanten Privilegien genoss.
Zuerst Covid-19, dann Rassenunruhen, gefolgt vom Fall des allmächtigen Dollars. Dies könnte den Kampf oder sogar ein Ende der globalen Führung der USA bedeuten. Exorbitante Privilegien müssen erworben und nicht als selbstverständlich angesehen werden.
