25 führende, sowohl ausländische, als auch deutsche Umweltschützer, Journalisten und Wissenschaftler appellieren in einem offenen Brief an die deutsche Gesellschaft mit dem Aufruf „Lasst die Kernkraftwerke am Netz“ die Laufzeit der verbliebenen deutschen Atomkraftwerke zu verlängern.
Deutschlands Atomausstieg wird ansonsten dazu führen, dass das Land sein CO2-Emissionsziel für 2030 deutlich verfehlt. Damit bestätigen die Verfasser, dass man mit den Atomkraftwerken den CO2-Ausstoß verringern kann, wie wir bereits in unserem Artikel „Atomkraftwerke könnten CO2 sparen“ berichtet haben.
Wissenschaftler appellieren: „Lasst die Kernkraftwerke am Netz“
Der Brief mit dem Titel „Liebes Deutschland, bitte lassen Sie die Kernkraftwerke am Netz“ wurde am 13. Oktober in der Welt veröffentlicht. Die Autoren reagieren auf einem aktuellen Entwurf eines Regierungsberichts aus dem hervorgeht, dass Deutschland sein Ziel zur Reduzierung der CO2-Emissionen weitgehend verfehlen wird. Im entsprechenden Brief schreiben die Verfasser des Briefes: „Es ist sehr schwer vorstellbar, dass die seither beschlossenen Maßnahmen diese Lücke vollständig schließen werden“. Nach Ansicht der Autoren schöpft Deutschland aber nicht alle Möglichkeiten aus, die dem Land zur Verfügung stehen. Durch den Ausstieg aus der Atomkraft werden die CO2-Emissionen erhöht , da immer mehr Kraftwerke auf fossiler Basis einspringen müssen um die Versorgungslücke zu schließen.
Merkel Regierung lässt Atomkraftwerke nach Unfall in Fukushima abschalten
Die Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel hat, unmittelbar nach dem Unfall im japanischen Kraftwerk Fukushima im März 2011, beschlossen, bis zum Jahresende 2022 alle deutschen Atomkraftwerke endgültig abzuschalten. Deutsche Atomkraftwerke haben davor ein Viertel des deutschen Stroms erzeugt. Mit der 13. Novelle des Atomgesetzes trat dann der Ausstieg in Kraft und es erfolgte die sofortige Stilllegung der folgenden acht Kraftwerkslöcke:
- Biblis A und B
- Brunsbüttel
- Isar 1,
- Krümmel,
- Neckarwestheim 1
- Phillipsburg 1
- Unterweser
Zum Jahresende sollen mit Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C weitere drei Kraftwerksblöcke abgeschaltet werden Die letzten drei, dann noch verbliebenen Kernkraftwerke, Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2, sollen dann zum Jahresende 2022 vom Netz gehen.
Klimaziele durch Abschaltung der Kernkraftwerke weit verfehlt
Die Verfasser des offenen Briefes warnen: „Dieser Verlust der CO2-armen Stromerzeugung mit einer installierten Leistung von 8 GW, die derzeit 12% der jährlichen Stromproduktion in Deutschland ausmacht, wird unweigerlich zu rund 60 Millionen Tonnen zusätzlichen CO2-Ausstoß pro Jahr führen, weil mehr fossile Brennstoffe verbraucht werden müssen, um den notwendigen Ersatzdienst zu leisten. Dadurch werden die nationalen Emissionen im Vergleich zum Referenzjahr 1990 um mindestens 5 % steigen.“
Ziele für 2030 mit Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke noch erreichbar
Nach Ansicht der Autoren kann Deutschland deshalb voraussichtlich nur eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 37 % unter dem Niveau von 1990 erreichen. Damit liegt man aber immer noch unter dem Ziel für 2020, welches 40 % unter dem Niveau von 1990 liegen sollte.
Sowohl durch den schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien, als auch der Verzögerungen bei Ausbau der Übertragungsleitungen wird immer mehr Strom durch Verbrennung fossiler Energieträger erzeugt. Der starke Preisanstieg bei Erdgas verschärft die Situation zusätzlich, denn deshalb kommt jetzt immer mehr billigere Kohle zur Stromerzeugung zum Einsatz. Durch den höheren CO2-Ausstoß bei der Kohleverbrennung steigen die Emissionen noch weiter an.
Die Autoren sind der Meinung, dass die Klimaziele durchaus noch zu erreichen sind , wenn man die Laufzeit der letzten verbliebenen Kernkraftwerke wieder auf die ursprünglich geplante Lebensdauer, die im Bereich vom Jahr 2030 bis 2036 liegt, verlängern würde. Im Gegenzug könnte Kohlekraftwerke entsprechend früher abgeschaltet werden, ohne die Energieversorgung zu gefährden.
Namhafte Wissenschaftler unterzeichnen offenen Brief
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören auch namhafte Klimaforscher und Umweltschützer, die den Sonderweg Deutschlands ganz offensichtlich als Fehlentscheidung einschätzen.
Der Brief wurde unterzeichnet von;
- Prof. Wade Allison – Physiker, University of Oxford, Großbritannien
- Dr. Simon Friederich – Vorsitzender, Ökomoderne, Deutschland
- Prof. Joshua Goldstein – Politikwissenschaftler, American University, USA
- Malcolm Grimston – Energieanalytiker, Imperial College London, Großbritannien
- Johannes Güntert – Stellvertrender Aufsichtsratsvorsitzender, Bürger-Energie Südbaden, Deutschland
- Dr. James Hansen – Klimaforscher, Columbia University, USA
- Prof. Rafaela Hillerbrand – Wissenschaftsphilosophin, Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland
- Rainer Klute – Vorsitzender, Nuklearia, Deutschland
- Dr. John Law – Gründer, Clean Energy Revolution, Großbritannien
- Mark Lynas – Umweltschützer und Autor, Großbritannien
- George Monbiot – Umweltschützer und Autor, Großbritannien
- Prof. Kalypso Nicolaidis – Politikwissenschaftlerin, Europäisches Hochschulinstitut, Italien
- Rauli Partanen – Gründer, Think Atom, Finnland
- Prof. Steven Pinker – Kognitionswissenschaftler, Harvard University, USA
- Iida Ruishalme – Biodiversitäts-Analystin und Bloggerin, Schweiz
- Amardeo Sarma – Vizevorsitzender, Ökomoderne, Deutschland
- Theo Sommer – ehemaliger Chefredakteur, Die Zeit, Deutschland
- Robert Stone – Dokumentarfilmemacher, USA
- Prof. Geraldine Thomas – Molekularbiologin und Direktorin der Tschernobyl-Gewebebank, Imperial College London, Großbritannien
- Tea Törmänen – Leiterin für internationale Angelegenheiten, Ekomodernistit, Finnland
- Liza Tóth – Mitgründerin, Saving Our Planet, Frankreich
- Myrto Tripathi – Gründerin, Voix du Nucléaire, Frankreich
- Dr. Anna Veronika Wendland – Historikerin und Autorin, Deutschland
- Dr. Ludger Wess – Journalist und Wissenschaftsautor, Deutschland
- Julie Wornan – Mitgründerin, Saving Our Planet, Frankreich
Mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke wird unsere Stromversorgung immer kritischer. Ein Blackout wird damit von Tag zu Tag wahrscheinlicher.
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