Share This Post

Main Slider / News

Was wäre, wenn Europa zerfällt?

Was wäre, wenn Europa zerfällt?
Spread the love

Nach „Dark“ läuft mit „Tribes of Europa“ seit 2021 die nächste deutsche Sci Fi-Serie auf Netflix. Und die ist sogar noch darker. Oder sollte man dunkler sagen? Auf eine Sprache konnte man sich wohl nicht so richtig einigen. Also entweder das englische „Tribes of Europe“ oder das deutsche „Stämme von Europa“. Leider ist das nicht das Einzige, woran die Serie schwächelt, obwohl die Optik und der Grundplot durchaus was hergeben.

Die Serie spielt in einer dystopischen Zukunft des Jahres 2074. Die Welt ist nicht mehr dieselbe, nachdem es 2029 einen verheerenden Cyberangriff gab, der einen globalen Blackout zur Folge hatte. Die Geschichte nennt dieses Ereignis „Schwarzer Dezember“ und gemeint ist damit nicht der Black Friday vor Weihnachten.

Die Europäische Union ist zerfallen, was angesichts des Brexits nicht allzu unwahrscheinlich erscheint. Allerdings hat sich nicht nur die EU aufgelöst, sondern auch ihre Mitgliedsstaaten. Es gibt keine Länder und Grenzen mehr, nur noch Stämme, die ihren sehr unterschiedlichen Lebensphilosophien folgen.

Zwei Stämme versuchen jedoch, Europa wieder zu vereinen. Auf der einen Seite steht die Crimson Republic, die den westlichen Teil Deutschlands sowie Teile Frankreichs und der Beneluxländer beherrscht. Die Republik gewährt allen Stämmen kulturelle Autonomie und bietet ihnen militärischen Schutz im Tausch gegen Handelsgüter. Im Prinzip strebt die Crimson Republic die Wiederauferstehung der EU an, allerdings als eine Art Vereinigte Staaten von Europa.

Passend dazu ist das Logo der Republik ein roter Phönix, der aus der Asche Europas aufsteigt. Das Schwert mit dem NATO-Logo in der Spitze mahnt allerdings zur Vorsicht. Die Motive der Republik mögen edel klingen, aber es herrschen strenge Hierarchien. Im Übrigen erinnert das Logo ein wenig an die Rebellenallianz aus Star Wars. Karmesinrot war dort allerdings die Leibwache des Imperators (Stichwort: Crimson Empire).

Auf der anderen Seite stehen die Crows, die irgendwie alle so gekleidet sind, als kämen sie direkt aus der Comicverfilmung von „The Crow“. Äußerlich sehen sie aus wie Goths, aber ihr Verhalten erinnert eher an Satanisten. Sie wollen Europa unter einer Diktatur vereinen und wen sie nicht versklaven, schlachten sie aus Spaß an der Freude ab.

Im Kampf und zum Vergnügen inhalieren die Kämpfer der Crows Drogen. Das erinnert ein wenig an die Jem’Hadar aus „Star Trek“ und ähnlich verhalten sich die Krähenkrieger auch. Sie sind nichts weiter als hirnlose Tötungsmaschinen, gelenkt von einer sadistischen Elite.

Sie nehmen keine Rücksicht auf Frauen und Kinder, auch Gefangene werden rituell hingerichtet. Zuweilen artet die Serie regelrecht in einen Gewaltporno aus.

Wer den Crows beitreten möchte, muss sich in einer Gladiatorenarena beweisen. Von zwei Anwärtern schafft es freilich immer nur einer. Als der versklavte Kiano (Emilio Sakraya) vom Stamm der Origins seinen Platz erkämpfen möchte, lässt man ihn gegen seinen eigenen Vater antreten. So gehen die Crows sicher, dass ihre Reihen nur mit echten Psychopathen aufgefüllt werden.

Leider ist es an dieser Stelle unverständlich, warum Kiano überhaupt in die Reihen der Crows aufsteigen möchte. Nachdem er mit ansehen musste, wie diese seinen Stamm massakriert haben, wird er erst als Arbeitssklave eingesetzt, später als Sexsklave missbraucht. Offenbar leidet er am Stockholmsyndrom. Schlussendlich opfert sich sein Vater, um den Sohn zu retten, da bei einer Verweigerung des Kampfes andernfalls beide hingerichtet werden würden. Dumm nur, dass Kiano diese Qual der Wahl hätte vermeiden können, wenn er nicht auf dem Duell bestanden hätte.

Wirklich alles an den Crows ist geisteskrank und pervers. Allerdings passt hier einiges nicht zusammen. Solch ein verbrecherischer Haufen von Menschenschlächtern würde für gewöhnlich alle möglichen Nazis, Rockerbanden und anderen kriminellen Abschaum anziehen. Dennoch findet man in ihren Reihen jede Menge Transvestiten und Anspielungen auf zumindest bisexuelles Verhalten. Zum einen widerspricht das der offenen Homophobie der Faschisten, zum anderen wird nicht-heterosexuelles Verhalten damit in ein schlechtes Licht gerückt.

Bei den naturverbundenen Origins und der Crimson Republic gibt es derweil nur heterosexuelle Liebe. Wirklich frei ist man bei denen aber ohnehin nicht. So lehnen die Origins jede Form von Technologie strikt ab, während das Crimson Empire … äh … die Crimson Republic ihren Mitgliedern unbedingten Gehorsam abverlangt. Letzteres bedeutet natürlich nicht, dass es keine Konflikte innerhalb der Hierarchie gäbe.

Der aufstrebende Kommandant David (Robert Finster) manipuliert die ehemalige Origin Liv (Henriette Confurius), um Informationen über das Hauptquartier der Crows aus einer Gefangenen zu bekommen. Liv möchte zwar ebenfalls in das besetzte Berlin, welches die Satanisten in Barthok umbenannt haben. Allerdings möchte sie nur ihre Familie befreien, während David die Stadt einnehmen und die Crows vernichten will.

Okay, das ist so weit erst einmal eine vernünftige Idee, denn mit diesen irren Schlächtern kann man nicht verhandeln. Genau das möchte jedoch der Oberbefehlshaber der Republik, welchen David daher aus dem Weg zu räumen gedenkt. Er schafft es jedoch nicht, Liv derart zu manipulieren, dass sie gegen ihre friedfertige Natur handelt und den General vergiftet. Also stellt er ihm eine Falle und lässt von Scharfschützen das Feuer auf die Crows eröffnen, während diese gerade mit der Crimson Republic einen Gefangenenaustausch verhandeln. Ein Krieg scheint daraufhin unvermeidlich.

Zu allem Überfluss ziehen auch noch dunkle Wolken am Horizont auf. Es gibt nämlich noch eine Welt außerhalb von Europa. Von Osten her nähert sich eine dunkle Bedrohung, die nicht näher benannt wird. Man kann nur hoffen, dass hier nicht wieder die übliche Propaganda gegen Russland und China verkauft wird, denn das wäre wirklich ein Armutszeugnis.

Auf der anderen Seite gibt es noch eine andere Großmacht, die über futuristische Technologie verfügt und sich selbst „Atlantis“ nennt. Nun ist Atlantis laut dem Mythos aber schon vor über 10.000 Jahren untergegangen, was die Frage aufwirft, welche aktuelle Weltmacht sich mit ihnen identifizieren könnte? Vielleicht Großbritannien, weil es eine Insel ist? Oder besser gleich die Amerikaner, deren Gründungsväter sich Atlantis zum Vorbild genommen hatten? In jedem Fall läuft alles auf einen Ost-West-Konflikt hinaus.

In dessen Zentrum stehen der Origin Elja (David Ali Rashed) und sein zwielichtiger Begleiter Moses (Oliver Masucci). Elja hat nämlich von einem Atlantispiloten einen futuristischen Zauberwürfel mit eingebautem Navi und Holoprojektor erhalten, den nur er aktivieren kann. Der Würfel enthält wichtige Informationen über die Gefahr aus dem Osten und muss dringend nach Atlantis gebracht werden.

Bei dem Objekt handelt es sich um einen schwarzen Kubus, der sowohl ein freimaurerisches Kultobjekt als auch eine Verkörperung des Saturns darstellt. Außerdem leuchtet er blau und wenn der Holoprojektor aktiviert ist, rot.

Übergeben wurde er Elja in einer Kuppel, die aus Pentagonen und Hexagonen besteht.

Die freimaurerische Symbolik wird auf die Spitze getrieben, als Elja und Moses den Kubus zur Reparatur in eine Pyramide bringen. Welchen Freimaurertempel hat man denn da als Kulisse verwendet?

Die Reise der beiden Kubisten gestaltet sich jedenfalls von Anfang an als schwierig. So ziemlich jeder scheint hinter dem atlantischen Artefakt her zu sein. Da wären natürlich die Crows, aber auch kriminelle Schwarzmarkthändler. Die Atlanter selbst scheinen dagegen wenig an dem achso wichtigen Objekt interessiert zu sein und warten einfach ab, bis dieses den Weg zurück zu ihnen findet. Tatsächlich schaffen es Elja und Moses am Ende an die Küste, wo ein großer Kubus aus den Fluten steigt und die beiden mitnimmt.

Mit diesem Cliffhanger endet die erste Staffel und lässt die Zuschauer mit mehr Fragen als Antworten zurück. Fragen wie: Wenn es einen globalen Blackout gab, warum gibt es dann mindestens eine Großmacht, die nicht nur ihren technologischen Stand erhalten, sondern sogar neue futuristische Technologien entwickelt hat? Warum haben sich weder Atlantis noch die namenlose Macht aus dem Osten bisher um die Menschen in Europa gekümmert? Wieso haben sie sich fast 40 Jahre Zeit gelassen, überhaupt in Erscheinung zu treten? Und schließlich: Wird es überhaupt eine Fortsetzung geben, welche all diese Fragen beantwortet?

Fazit: „Tribes of Europa“ wird von ähnlich zwielichtigen Charakteren getragen wie „Dark“. Der Gewaltpegel liegt allerdings ungleich höher und die unterschwellige Homophobie wird dem Zeitgeist nicht gerecht. Wenn man schon Gegner erschafft, die sich wie finstere Nazisatanisten aus der Hölle verhalten, sollte man diese auch glaubwürdig als solche darstellen. Dass der Überfall der Crows auf die Origins wie ein Polizeieinsatz gegen Baumbesetzer im Dannenröder Forst wirkt, mag angesichts dessen wohl nur Zufall sein.

Die Drehorte sind derweil zwar eindrucksvoll, verteilen sich jedoch über 13 Länder in ganz Europa. Das wäre nicht weiter problematisch, wenn man nicht solch bekannte Bauwerke wie Titos Museum in Kroatien verwendet hätte. Soll der Außenposten der Crimson Republic wirklich in Kroatien liegen? Andernfalls hätte man auch gleich den Berliner Fernsehturm nach Paris und den Eiffelturm nach Berlin verpflanzen können. Solche Gebäude sind schlichtweg zu bekannt, um als etwas anderes herzuhalten, als das, was sie tatsächlich sind.

Medizinskandal Alterung

Share This Post

Herzlich Wilkommen auf unsere neue Webseite !

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Translate »
Zur Werkzeugleiste springen