Gewalttätiger Regierungssturz in Afrika!
Uniformierte Soldaten haben am Montag im Staatsfernsehen eine Machtübernahme durch das Militär in Burkina Faso verkündet.
Die Regierung sei abgesetzt und das Parlament aufgelöst worden, sagten die Soldaten. Die Lage in dem westafrikanischen Land ist unübersichtlich, der Verbleib von Präsident Roch Marc Kaboré (64) war nach einer Meuterei von Soldaten unklar.
Aus Sicherheitskreisen hatte es am Montagmorgen noch geheißen, der Präsident und weitere Mitglieder seiner Regierung seien festgenommen und in eine Kaserne in der Hauptstadt Ouagadougou gebracht worden.
Aus Regierungskreisen hieß es jedoch später, es sei gelungen, den Staatschef am Sonntagabend vor der Ankunft der Soldaten aus seiner Residenz zu holen.
Die Regierungspartei sprach von einem vereitelten Attentat auf Kaboré und auf einen Minister. Der Aufenthaltsort des Präsidenten blieb unbekannt.
Zwar wurden die Soldaten am Montag auf dem Twitter-Account des Präsidenten aufgefordert, zum Schutz der Demokratie und im Interesse des Landes die Waffen niederzulegen.
Doch ob er wirklich selbst gewittert hat – bislang völlig unklar!
Putsch wegen vieler Terror-Anschläge
Am Sonntag war ein heftiges Feuergefecht in der Nähe von Kaborés Anwesen in der Hauptstadt Ouagadougou ausgebrochen. Auch in Kasernen soll es zu Schießereien gekommen sein.
Das Militär wirft Kaboré vor, im Kampf gegen islamistische Terror-Milizen versagt zu haben. Attentäter mit Verbindungen zu Al-Kaida und ISIS verüben häufig Angriffe in dem Land – meist auf Zivilisten und Soldaten. Das hat in den vergangenen Monaten für wachsenden Unmut in der Bevölkerung gesorgt.
Aber auch langwierige Dürren und Hungersnöte machen dem trotz seines Goldreichtums verarmten Land zu schaffen.
In ihrer im Fernsehen und auf Facebook verbreiteten Videobotschaft verkündeten die Soldaten, dass die Grenzen geschlossen würden. Sie versprachen eine „Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung“ innerhalb einer „angemessenen Zeit“.
Außerdem versprachen die Putschisten einen „für alle akzeptablen“ Zeitplan für die Durchführung von Neuwahlen. Man wolle Gewalt und Blutvergießen vermeiden, hieß es.
Die UNO verurteilte das Vorgehen des Militärs als „Staatsstreich“. Sie rief die Verantwortlichen auf, „die Waffen niederzulegen“ und die „körperliche Unversehrtheit“ des Präsidenten zu gewährleisten.
Die USA und die Europäische Union forderten die „sofortige Freilassung“ Kaborés, Frankreich warnte seine Bürger vor Reisen in das Land. Auch die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (Ecowas) erklärte, sie verfolge die Situation in Burkina Faso „mit großer Sorge“.
Vierter Westafrika-Putsch in anderthalb Jahren
Der Putsch in Burkina Faso ist der vierte in Westafrika binnen rund 18 Monaten – und droht die gesamte Region zu destabilisieren.
Das Nachbarland Mali, wo auch die Bundeswehr mit etwas mehr als 1350 Soldatinnen und Soldaten stationiert ist, hat im August 2020 sowie Mai 2021 Militärputsche erlebt und gilt als politisch äußerst instabil.
Auch im weiter westlich gelegenen Guinea ist seit der gewaltsamen Absetzung von Präsident Alpha Condé im September das Militär an der Macht.