Der Schilderwald auf unseren Straßen ist ziemlich dicht. Ein schwarz-weißes Verkehrsschild auf der Autobahn sticht dennoch heraus – aber nur die allerwenigsten kennen seine Bedeutung.
Auf der Autobahn A9 München-Ingolstadt stehen seit längerer Zeit Verkehrszeichen, die vielen Autofahrern ein Rätsel aufgeben. Nicht nur die ungewöhnliche schwarz-weiße Farbe der merkwürdigen Schilder ist schwer zu deuten, auch das Zeichen an sich macht einen durch und durch kryptischen Eindruck. Ähnlich wie beim „Roten Punkt“* oder dem „Orangen Pfeil“* wissen viele Menschen nichts mit ihm anzufangen.
Insgesamt 13 sogenannte Landmarkenschilder stehen auf der A9 zwischen der Anschlussstelle Pfaffenhofen und dem Autobahndreieck Holledau sowie auf der dort abzweigenden A93 in Richtung Regensburg bis zur Ausfahrt Wolnzach. Im Abstand von jeweils 2,5 Kilometern. Doch was hat es damit auf sich?
Seltsames schwarz-weißes Verkehrsschild auf Autobahn: Was ist seine Bedeutung?
Nun, die seltsamen Verkehrszeichen sind für selbstfahrende Autos bestimmt, wie 24auto.de berichtet*. Die schwarz-weißen Tafeln ermöglichen es den digitalen autonomen Fahrzeugen, exakt ihren Standort zu bestimmen (Längs- und Querposition). Sie haben keine Ähnlichkeit mit StVO-Verkehrsschildern – und für den menschlichen Fahrer keinerlei Bedeutung.
Schon bald könnten solche selbstfahrenden Automobile zum Alltag gehören. Denn vernetzt und automatisiert fahrende Autos sind in Deutschland längst keine Zukunftsvision mehr. Auf der Autobahn A9 sind bereits regelmäßig autonome Testfahrzeuge unterwegs. Und zwar genau im beschriebenem Abschnitt zwischen München und Ingolstadt.
Für das Pilotprojekt „Digitales Testfeld Autobahn“ (DTA) wurde die viel befahrene Autobahn zum Versuchslabor erklärt. Autohersteller, Telekommunikationsfirmen und IT-Unternehmen erproben hier im Verbund die zukunftsweisende digitale Kommunikation zwischen Straße und Auto. Im realen Straßenverkehr – und praktisch in der Mitte zwischen den Stammwerken der großen bayerischen Hersteller BMW* und Audi*.
Mysteriöses Verkehrsschild auf Autobahn: Pfaffenhofener Raum bietet ideale Testbedingungen
Die Teststrecke im Pfaffenhofener Raum bis hinüber auf die A 93 nach Wolnzach bietet alle Voraussetzungen, um Autopilot-Funktionen für autonomes Fahren* umfassend zu testen: Gerade Strecken, Kurven, Hügellandschaft sowie zwei-, drei- und auch vierspurige Abschnitte im Wechsel. Sogar temporär freigegebene Seitenstreifen oder solche ohne Schutzplanken.
Um Sensorik, Messeinrichtungen und Kommunikationsmitteln der volldigitalisierten Fahrzeuge bestmöglich erproben zu können, wurden im besagten Streckenabschnitt der A9 auch spezielle Reflektoren für Laser- und Radarsensoren angebracht. An den Leitpfosten fallen diese kaum auf – und sind nur bei genauer Beobachtung zu erkennen. Ebenso wie der Fakt, dass sich auch an den Leitplanken im Mittelstreifen durchgehend Reflektoren befinden und der Abstand der Leitpfosten halbiert wurde.
Mysteriöses Verkehrsschild auf Autobahn: Autonomes Fahren benötigt zentimetergenaue Daten
Letztlich ist die exakte Bestimmung der Fahrzeugposition jedoch nicht der eigentliche Sinn der schwarz-weißen Landmarkenschilder. Vielmehr geht es darum, in dem digitalen Testgebiet exakt vermessene Fixpunkte zu definieren. Diese dienen nämlich zur Kalibrierung von Testdaten. Das wiederum eröffnet den Analysten die Möglichkeit, verschiedene Testfahrten im Detail zu vergleichen. Auf diese Weise können sie die in den Testfahrzeugen ablaufenden Algorithmen prüfen – und herausfinden, ob die errechnete Position der tatsächlichen entspricht.
Vonseiten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur heißt es zu den mysteriösen schwarz-weißen Landmarkenschildern: „Zusammen mit modernster Sensorik und einer zentimetergenauen digitalen Karte sind die Schilder ein weiterer Baustein auf dem Weg zur ersten volldigitalisierten und vollvernetzten Straße.