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MI6 verkauft gut erhaltenen Geheimtunnel

MI6 verkauft gut erhaltenen Geheimtunnel
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Es gehörte zu den Geschichten, die so erzählt werden in den Cafès und Bars in London. Von einem ausgeklügelten geheimen Tunnel-System war da die Rede, von Luftschutz-Schächten und Atom-Bunkern. Er sei selbst schon unten gewesen, berichtete ein Architekt. Näheres könne er nicht sagen: „Streng geheim!“


Jetzt lüftet britischer Geschäftssinn das Jahrzehnte alte Geheimnis. Die „Kingsway-Tunnel“, benannt nach einer Holborner Verkehrsachse, stehen zum Verkauf, weil der derzeitige Besitzer British Telecom (BT) keine Verwendung mehr hat für eine der ungewöhnlichsten Immobilien der Stadt: Gut 30 Meter unter dem Straßenniveau liegen die Gewölbe, trocken, gut beleuchtet, rund 1600 Meter lang.

Beinahe 70 Jahre nach ihrem Bau als Luftschutz-Bunker und sichere Verbindung zwischen Kriegs-wichtigen Gebäuden wie dem Sendezentrum der BBC (Bush House) und den Gerichtsgebäuden rund um Chancery Lane umgibt die Katakomben noch immer ein Hauch von Verbotenem. Der Eingang befindet sich hinter einer Metalltür an der Furnival Street, aber schon nach wenigen Metern im Untergrund fällt die Orientierung schwer.

Wo man sich gerade befinde, mag der begleitende BT-Aufseher nicht sagen: „Könnte ja sein, dass hier mal eine Bank etwas aufbewahren will.“ Das wäre der BT wohl am liebsten. Das Telekom-Unternehmen sucht nach „einer Regierungsbehörde oder einer größeren Firma“, erläutert Elaine Hewitt.

Fantasie und Zahlungsfähigkeit sind gefragt: Das 7153 Quadratmeter große Objekt soll fünf Millionen Pfund kosten und würde weitere Millionen an zusätzlichen Investitionen verschlingen. Zudem beschränken Feuerschutz- und Sicherheitsbestimmungen den Verwendungszweck. Ein regensicheres Einkaufs-Zentrum, eine schalldichte Rollerskate-Disko, ein Jugend-Hotel – all das komme „nicht in Frage“, bedauert Hewitt. In der riesigen, beinahe 2000 Jahre alten Stadt gibt es unzählige Tunnel, Gruften und Katakomben.

Die Themse ist „so untertunnelt wie weltweit kein anderer Fluss einer Hauptstadt“, berichtet der London-Kenner Peter Ackroyd („London the biography“). Im Kern der City of London stößt man in der Tiefe immer wieder auf Mementos an frühere Bewohner. So legten Postbedienstete in den zwanziger Jahren frühe Telefonkabel in der Gracechurch Street durch die Wände einer römischen Villa.

Im Vergleich dazu gemahnen die Kingsway-Tunnel an wenige Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse. Unter dem Eindruck der deutschen Bombenangriffe in den ersten Kriegsjahren verfügte die Churchill-Regierung den Bau verlässlicher Bunker. 8000 Menschen fanden 30 Meter unter der Erde einen Zufluchtsort, ausgestattet mit Wasser und Strom.

Gegen Ende des Krieges machte es sich kurzzeitig eine Gruppe des Auslandsgeheimdienstes MI6 unter Tage gemütlich. Was genau das Inter Services Research Bureau dort plante, bleibt bis heute unklar: Als die Geh

eimagenten den Bunker verließen, nahmen sie all ihre Unterlagen und Ausrüstung mit. Später lagerte das Staatsarchiv geheime Unterlagen in den Tunnelanlagen, die offiziell der damals noch staatlichen Post- und Telefongesellschaft gehörten.

Wer in den Kingsway-Tunneln arbeitete, musste zunächst eine Geheimhaltungs-Verpflichtung unterschreiben. Schließlich führte durch die Katakomben in den 50er Jahren auch die Telefon-Leitung, die Moskau und Washington miteinander verband. Während der Krise um die sowjetischen Raketen auf Kuba wurde das Bunkersystem im Oktober 1962 für 14 Tage versiegelt.

Mit den ausgeklügelten Lüftungssystemen, Zugang zu unterirdischen Wasserquellen und seit 1940 tadellos funktionierenden Strom-Generatoren hätten die Tunnel-Bewohner Monate überleben können. Zu ihrer Orientierung dienten Straßenschilder wie South Street East oder Tea Bar Alley.

Noch bis in die achtziger Jahre tat die unterirdische Telefon-Zentrale ihren Dienst. Den 80 Angestellten stand eine Kantine samt Bar und Billard-Tischen zur Verfügung. Schilder am Ausgang mahnen bis heute dazu, vor der Rückkehr zum Arbeitsplatz „Zigaretten, Zigarren und Pfeifen“ zu löschen. Heute stehen die Tunnel meist leer, und geraucht wird schon lang nicht mehr. Nur alle paar Tage kommt eine BT-Streife, um nach dem Rechten zu sehen.

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