Gold ist kostbar. In Form feinster Goldpartikel in einer Lösung soll es sogar gegen Krankheiten helfen. Belege für die angepriesenen Wirkungen dieses Goldwassers fehlen allerdings.
Gold hat die Menschheit seit jeher fasziniert. Schon vor 5000 Jahren wurde in Ägypten und Nubien danach geschürft. Die Suche und Verarbeitung des Edelmetalls prägte ganze Kulturen. Schmuck, Münzen und Königskronen, aber auch Zahnfüllungen, Computer-Einbauteile oder Olympiamedaillen bestehen aus dem wertvollen Material.
Wer es besonders edel will, kann Sekt mit Goldplättchen schlürfen, in Gourmetrestaurants Blattgold-dekorierte Speisen essen oder sich Luxuscremes mit Goldpartikeln auf die Haut schmieren.
Vergoldung für Innen
Im Internet wird Gold darüber hinaus als Naturheilmittel angeboten: in Form von kolloidalem Gold. Das sind Flüssigkeiten, die winzige Goldpartikel enthalten sollen – „kolloidal“ bedeutet „sehr fein verteilt“. Der nur wenige Nanometer kleine Goldstaub verleiht den wässrigen Lösungen eine intensiv rote Färbung.
Die Flüssigkeit soll bei allerlei Krankheiten wie Alzheimer, Multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis vorbeugend oder heilend wirken, so die Versprechungen der Hersteller. Kolloidales Gold soll auch Denkprozesse verbessern, Impotenz bekämpfen, die Stimmung heben, den Alterungsprozess verlangsamen, Erschöpfung und Depressionen lindern oder gegen Krebs helfen – um nur einige der Lobpreisungen anzuführen.
Suche nach dem Lebenselixier
Die Idee, fein zerkleinertes Gold als Getränk zu schlürfen, ist nicht neu. Schon die Alchemisten versuchten sich in der Herstellung von „aurum potabile“ – trinkbarem Gold. In der Renaissance wurde weiter mit Gold-Tränken experimentiert, beispielsweise zur Blutreinigung.
Vor rund 125 Jahren spekulierte der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch darüber, ob es möglich sei, Tuberkulose mit Hilfe von antibakteriell wirkenden Goldsalzen zu behandeln [1] [2].
Was ist dran am flüssigen Gold?
Klinische Studien können das nicht beantworten – denn es gibt schlicht keine. Offenbar wurde nie an Menschen untersucht, ob oder welche vorbeugenden und heilenden Wirkungen trinkbare Gold-Nanopartikel haben könnten. Die unzähligen Gesundheitsversprechen sind also zumindest gewagt.
Wegen möglicher Risiken und unklarer Inhaltsstoffe erscheint es aber ohnehin nicht empfehlenswert, diese Produkte zur Vorbeugung oder Therapie zu konsumieren. Zu diesem Schluss kam auch die Wiener Umweltanwaltschaft: Sie warnte vor Lösungen mit Silber- und Gold-Nanopartikeln, da über deren mögliche Schädlichkeit zu wenig bekannt sei [5].
Gold gegen Rheuma
Ein Urteil über kolloidales Gold ist aufgrund fehlender wissenschaftlicher Beweise also nicht möglich. Hingegen ist die Anwendung von anderen Goldformen in einigen medizinischen Bereichen durchaus erprobt – zum Beispiel bei den Autoimmunkrankheiten Lupus erythematodes und Pemphigus, Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet.
Bei rheumatoider Arthritis, kurz Rheuma genannt, erhalten manche Patientinnen und Patienten als Basistherapie Tabletten mit Gold. Alternativ werden manchmal auch Goldsalze in den Körper gespritzt. Diese Behandlung kann beispielsweise bewirken, dass sich Schmerzen, Schwellungen und Steifigkeit in den Gelenken bessern [3].
Nebenwirkungen häufig
Allerdings sind Goldbehandlungen bei rheumatoider Arthritis nicht das Mittel der ersten Wahl. Sie werden normalerweise erst eingesetzt, wenn andere Therapien nicht fruchten. Denn die langfristige Goldtherapie erfordert eine engmaschige Kontrolle.
Häufige Nebenwirkungen führen auch immer wieder zum Abbruch der Behandlung. Manche Effekte erscheinen vergleichsweise harmlos, wie Juckreiz, Hautausschlag und Entzündungen der Mundschleimhaut; es kann aber auch zu ernsten und dauerhaften Nebenwirkungen kommen, etwa Schäden an Blutsystem, Leber und Lunge [4].
Dennoch sind einige Forschungsgruppen vom Potenzial des Goldes als Nanopartikel überzeugt und erproben beispielsweise, ob das Edelmetall künftig bei der Diagnose und Behandlung von Krebs oder bei Infektionskrankheiten hilfreich sein kann.