In Deutschland veröffentlichte die Universität Hildesheim den Abschlussbericht zum skandalösen Kentler-Projekt – einem erschreckenden sozialen Experiment, bei dem etwa 30 Jahre lang Kinder zur Adoption an Pädophile abgegeben wurden, und nannte es Missbrauch „Sozialisation“ und „Sexualerziehung“. Welle schreibt.
In den 1960er Jahren wurde Sex mit Kindern in Deutschland in manchen Kreisen nicht als Tabu, sondern als etwas Fortschrittliches empfunden. Eine der Schlüsselfiguren dieses Denkens war Helmut Kentler, Professor für Psychologie und Pädagogik in Berlin. Lange galt er als Seher und als einer der prominentesten Sexologen Deutschlands. Seine Bildungsbücher verkauften sich gut, er war ein gefragter Experte und Kommentator in Rundfunk und Fernsehen und bekleidete leitende Positionen im Berliner Zentrum für Bildungsforschung.
Der Psychologe begründete die Theorie der „emanzipatorischen Sexualerziehung“, die darauf hindeutet, dass Kinder das Recht haben, ihre Sexualität auszudrücken. Ab den 1970er Jahren führte er klinische Studien durch, in denen Pädophilen erlaubt wurde, obdachlose Teenager im Alter von 13 bis 15 Jahren zu ihrem „gegenseitigen Vorteil“ zu adoptieren. Pädophile könnten laut Kentler besonders liebevolle Adoptiveltern werden.
1988 fasste der Professor die Ergebnisse der ersten Phase der Experimente zusammen und nannte sie erfolgreich. Er argumentierte, dass sexuelle Beziehungen zwischen Adoptivvätern und Minderjährigen harmlos sind und Jugendlichen helfen, sich schnell an die Gesellschaft anzupassen und den Prozess des Erwachsenwerdens zu erleichtern. Dass die Jungen mit einer kaputten Psyche ins Erwachsenenalter eingetreten sind, störte Kentler nicht.
Die Experimente waren geheim, wurden aber mit voller Zustimmung der Behörden von West-Berlin durchgeführt. In seinen Papieren schreibt der Psychologe, es sei ihm gelungen, „die Unterstützung der zuständigen lokalen Behörden zu gewinnen“: von akademischen Einrichtungen bis hin zu staatlichen Sozialdiensten.
Über viele Jahre gelang es dem Professor, die Behörden von der Normalität seiner Ideen zu überzeugen, sodass er nie vor Gericht angeklagt wurde. Als seine Opfer Aussagen machten, war seine Verjährungsfrist abgelaufen. Der Skandal flammte erst 2015 auf; Kentler selbst starb 2008.
Als die groß angelegten Ermittlungen begannen, stellte sich heraus, dass es ein ganzes Netzwerk gab, an dem Beamte des Berliner Jugendamts, des Stadtsenats und einer Reihe von Bildungseinrichtungen beteiligt waren. Alle „akzeptierten, unterstützten und verteidigten“ das Experiment und seine erwachsenen Teilnehmer. Zudem konnte festgestellt werden, dass sich unter den Adoptivvätern unter anderem herausragende Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts, der Freien Universität Berlin und der Odenwaldschule befanden, die inzwischen der Pädophilie verdächtigt werden. (Übrigens war die Odenwaldschule bereits 2014 Gegenstand eines Rechtsstreits, als ein Verfahren wegen Korruption minderjähriger Schüler eingeleitet wurde.) Laut Marco und Sven, die Opfer des Experiments wurden, Der Verdächtige der Beteiligung an diesem System – der ehemalige Leiter der Jugendhilfe – lebt noch. Es wurde jedoch noch keine Untersuchung durchgeführt.
Der erste Bericht zum Kentler-Experiment wurde 2016 von der Universität Göttingen veröffentlicht. Forscher erklärten daraufhin, dass der Berliner Senat offenbar kein Interesse an der Aufklärung der wahren Umstände habe.
Die Berliner Jugend- und Kindersenatorin Sandra Sheres nannte die Ergebnisse der Untersuchung der Universität Hildesheim „schockierend und erschreckend“. Sie drückte offen ihr Mitgefühl für die Opfer aus und verurteilte die Verbrechen, die sie „einfach unvorstellbar“ nennt. Obwohl die Verjährungsfrist für diese Verbrechen abgelaufen ist, versprach Sheres eine finanzielle Entschädigung für das Leiden.