Der Glaube schon einmal gelebt zu haben und wiedergeboren zu werden findet sich in vielen Kulturen und Religionen. Der überwiegend christlich geprägte Mensch dagegen steht der Reinkarnationslehre oft misstrauisch gegenüber, da diese im Christentum zu fehlen scheint.
Einer der verblüffendsten Fälle, der für die Möglichkeit von Reinkarnation (Wiedergeburt) spricht, hat sich im Jahre 1935 in der Südtürkei abgespielt. In diesem Jahr brach der Mörder Cemil Hayik aus dem Gefängnis aus. Als die Polizei der Garnisonsstadt von Antakya sein Versteck umstellte, erschoss er sich. Die tödliche Kugel trat an der rechten Halsseite unterhalb des Kieferknochens ein und am Scheitelwirbel wieder aus.
Drei Tage nach dem Selbstmord wurde in der Nähe des Geschehens Dahham Fahrici als Sohn eines Bauernpaares geboren. Mit zwei Jahren begann er, dauernd von Cemil zu reden, wusste erstaunlich viel über Leben und Tod des Verbrechers. Bald darauf wollte er nur noch mit „Cemil“ angeredet werden. Als er sechs Jahre alt war, träumte er nachts immer wieder die folgende Szene: Er war hoffnungslos umzingelt und in einen Schusswechsel geraten. Noch rätselhafter aber waren die zwei narbigen Muttermale Dahhams: rechts unter dem Kiefer und auf dem Schädel.
Narben und Muttermale als Zeichen für Reinkarnation
Einer der führenden Reinkarantionsforscher war der Psychiater Prof. Dr. Ian Stevenson (1918-2007), ehemals Direktor der Abteilung für Persönlichkeitsstudien am Health Sciences Center an der University of Virginia (USA). Stevenson hatte im Laufe seiner fast 40jährigen Forschung über 2.600 Fälle von Personen gesammelt, die behaupten sich an eine frühere Existenz zu erinnern. Dabei untersuchte er zahlreiche Babys, die mit Narben oder Malen zur Welt kamen.
Wenn eine Person mit Gewissheit behauptete sich an ein früheres Leben zu erinnern, führte Dr. Stevenson gemeinsam mit seinem Team eine eingehende Untersuchung durch. Zuerst wurden die Erinnerungen mit den Fakten über Leben und Tod der Person verglichen, die der Betreffende gewesen sein will. Anschließend wurden sämtliche Muttermale beziehungsweise körperlichen Defekte, die angeblich mit Verletzungen oder Wunden aus jenem vergangenen Leben übereinstimmen, mit Berichten verglichen, die über die Todesursache der betreffenden Person Auskunft geben.
Der Wissenschaftler entdeckte nicht nur mehr als 200 Muttermale, die mit tödlichen Schuss- oder Stichwunden aus einem angeblichen früheren Leben übereinstimmten, sondern stieß auch auf viele Personen, die exakt die Familie vorhergesagt hatten, in die sie wiedergeboren werden sollten. Sind dies alle nur Zufälle?
Fallbeispiele möglicher Reinkarnationen
Dr. Stevenson berichtete beispielsweise von dem Fall Alan Gamble, einem Tsimshian-Indianer. Dieser wurde 1945 in Harley Bay (British Columbia, Kanada) geboren. Aufgrund eines „Ankündigungstraumes“ und zweier Muttermale („Birthmarks“) wurde er als Reinkarnation von Walter Wilson identifiziert, einem Verwandten, der drei Jahre zuvor nach einem Gewehr-Unfall an Wundbrand am linken Arm gestorben war. Gamble hatte Muttermale an der linken Hand. Sie entsprachen dem Eintritts- und der Austrittsstelle der Kugel, die Wilsons Tod verursacht hatte. Alan machte nur wenige Aussagen über Walters Leben, aber genug um das Gerücht zu beseitigen, dass Walters Freund, mit dem er unterwegs war, an dessen Tod Mitschuld trägt.
Ein weiteres Beispiel, das eine Reinkarnation nahe legt, betrifft die 1962 in Burma geborene Ma Win Tar. Sie hatte schwere Missbildungen an beiden Händen sowie tiefe Einschnürungen am linken Handgelenk und in der linken Hand, die aussahen, als hätte man sie mit einer Schnur umwickelt.
Kaum konnte Ma Win Tar sprechen, berichtete sie von ihrem früheren Leben. Sie behauptete, sie sei während des Zweiten Weltkriegs ein japanischer Soldat gewesen, den burmesische Dorfbewohner gefangen genommen und mit einem Seil an einen Baum gefesselt hätten. Dann sei sie bei lebendigem Leibe verbrannt worden.
Als Ma Win Tar älter wurde, zeigte sie eine Reihe von Verhaltensweisen, die ihrem eigenen Kulturkreis völlig fremd waren. Sie bestand nicht nur darauf, dass sie eigentlich aus Japan stamme, sondern kleidete sich zum Verdruss ihrer Eltern auch konsequent wie ein Junge. Die traditionellen burmesischen Speisen lehnte sie kategorisch ab. Nur sehr langsam gliederte sie sich in das gesellschaftliche Leben in Burma ein.
Reinkarnation als Lebensgesetz?
Sollte es wirklich Reinkarnation geben, dann ist sie vielleicht ein Lebensgesetz, durch das sich die Menschen entwickeln und vervollkommnen. Möglicherweise liegt in der Wiedergeburt die schlichte Wahrheit über die Menschen und der Schlüssel zur Lösung der Rätsel von Dasein und Leiden. Dann würden alle theologischen und psychologischen Systeme der Menschheit den seltsamen Zerrbildern in den Spiegeln eines Vergnügungsparks gleichen; die einfache Wahrheit gleicht der Person, die mitten zwischen diesen Zerrspiegeln steht und nur mehr seltsame und ungetreue Abbilder ihrer selbst sehen kann.
Vielleicht trägt die Pionierarbeit von Dr. Stevenson dazu bei, dass sich künftig auch im Westen mehr Menschen unvoreingenommen mit der Reinkarnationslehre auseinander setzen.