Weitere Sturmflut-Warnung für die Ostsee ++ Mann in Brandenburg von Wahlplakat erschlagen ++ Baum stürzt – Fußgänger schwer verletzt
THOMAS KNOOP, NILS KOTTMANN, GEORG GOMOLKA, NICOLE BIEWALD UND KAREN VON GUTTENBERGveröffentlicht am30.01.2022 – 14:48 Uhr
Sturmtief „Nadia“ weht vom Nordwesten her über Deutschland. Die Feuerwehren Norddeutschlands sind voll beschäftigt, die meisten haben den Ausnahmezustand ausgerufen. An der Nordsee rauschte eine schwere Sturmflut heran und in Brandenburg gibt es ein Todesopfer zu beklagen.
Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu knapp 130 Stundenkilometern fegte „Nadia“ in der Nacht zu Sonntag über Norddeutschlands hinweg.
Die höchste Windgeschwindigkeit wurde auf Hallig Hooge (Kreis Nordfriesland) mit 127 km/h gemessen, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). In List auf Sylt, Kap Arkona auf Rügen und Glücksburg bei Flensburg wurden Werte von 119 km/h in der Spitze gemessen.
Schwere Schäden wurden am Langeooger Strand verursacht. Bei deutlich höheren Wasserständen als bei den bisherigen Sturmfluten des Winters wurde der 2020 aufgespülte Sandkörper, der bisher die Dünen erfolgreich geschützt hatte, auf einer Länge von mehreren Hundert Metern fast komplett aufgezehrt. Es gibt erste Abbrüche an den Dünen vor dem Pirolatal, hinter denen das Trinkwasser der Insel gewonnen wird.
Sturmflut in Hamburg und anderen Orten
In Hamburg gab es laut Polizei Hunderte Einsätze. Eine schwere Sturmflut setzte den Fischmarkt im Stadtteil Altona unter Wasser. Der Scheitel wurde nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gegen 0.17 Uhr erreicht. Der Wasserstand am Pegel St. Pauli lag 2,84 Metern über dem mittleren Hochwasser. Durch die Überflutungen wurden mehrere Autos beschädigt.
Auch an anderen Küstenabschnitten der Nordsee gab es Sturmfluten. „Zwar nicht überall eine schwere Sturmflut wie in Hamburg“, sagte eine BSH-Sprecherin. Es sei aber die gesamte deutsche Nordseeküste betroffen gewesen.
In Bremerhaven habe der Scheitelwert beispielsweise bei 2,14 Metern über dem mittleren Hochwasser gelegen. Das BSH rechnete zunächst auch am Sonntag noch mit Sturmfluten oder schweren Sturmfluten an den Küsten.
Kurz vor 15 uhr am Sonntag gab das BSH dann für die Nordsee Entwarnung. Allerdings bleibt weiter die Warnung für die Ostsee bestehen.
An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Brandenburger von Wahlplakat getötet
Bereits am Samstagabend gegen 22 Uhr fiel in Beelitz (Landkreis Potsdam-Mittelmark) eine Plakatwand auf eine Fußgängergruppe. Ein Mann (58) wurde durch das Metallgestänge so schwer am Kopf verletzt, dass er starb.
Weitere Verletzte habe es nicht gegeben, sagte der Sprecher. „Die Ermittlungen zur Ursache laufen noch.“
Das Plakat, was den SPD-Kandidaten Marko Köhler zeigte, war anlässlich der Landratswahl am kommenden Sonntag in Potsdam-Mittelmark aufgestellt worden. Nach dem tödlichen Unfall erklärte der Kandidat der Piraten, Meiko Rachimow (44), seinen Wahlkampf für beendet.
Straßensperrungen und Zugausfälle
Verspätete Züge, umgestürzte Bäume, umherfliegende Gegenstände und eingestellte Fährverbindungen – das ist die Bilanz der Sturmnacht.
Feuerwehren und die Polizei mussten Hunderte Male ausrücken. „Der Notruf steht nicht still“, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) am Sonntagmorgen.
In Schleswig-Holstein traf der Sturm unter anderem die Region Lübeck schwer. 350 Einsätze zählte die Polizei seit Samstagmorgen. Unter anderem kippte ein 3,5 Tonnen schwerer Laster auf der Fehmarnsundbrücke um. Mittlerweile ist diese voll gesperrt. Auch ein Auto sei auf der Brücke verunglückt – wegen des starken Windes könnten aber keine Abschleppfahrzeuge zur Unfallstelle fahren, so ein Polizeisprecher.