Für Taiwans Regierung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis chinesische Soldaten am Ufer des Inselstaates auftauchen und versuchen, die freie Demokratie dem kommunistischen Regime Chinas zu unterwerfen. Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng warnte am Mittwoch davor, dass es schon 2025 zur Invasion kommen könnte.
Seit einem Jahr bereiten deshalb Elite-Einheiten der US-Armee taiwanesische Soldaten in geheimen Übungen auf einen Einmarsch Chinas vor. Rund zwei Dutzend Spezialisten trainieren Bodentruppen, während US-Marines mit Taiwans Seekräften den Kampf mit Klein-Booten üben. Das enthüllt das „Wall Street Journal“ in einem Bericht, der am Freitag vom Pentagon bestätigt wurde.
▶︎ Seit einer Woche herrscht Alarm im Pazifik: Insgesamt 150 chinesische Kampfflugzeuge sind in die taiwanesische Luftverteidigungszone eingedrungen. Allein am 1. Oktober, dem Gründungsjubiläum der Volksrepublik China, waren es 59 – so viele wie noch nie. Darunter auch Atom-Bomber. Taiwan schickte Kampfjets, um die Eindringlinge zur Abkehr zur zwingen.
Das Regime in Peking kann mit seinen Provokationen nicht nur zeigen, dass es die dominante Macht ist, sondern zerschleißt auch die taiwanesischen Kampfjets, die bei jedem Eindringen aufsteigen müssen.
Wenn Taiwan die Nerven verliert, „wäre die Hölle los“
Den Inselstaat beunruhigen Chinas Kampfjet-Aktionen immer mehr. Taiwans Repräsentant in Deutschland, Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh (66), zu BILD: „Wir fühlen uns von China in jeder Sicht in die Enge getrieben. Peking spekuliert wohl darauf, dass ein taiwanesischer Pilot beim Abmahnen der chinesischen Jets die Nerven verlieren könnte und den ersten Schuss abfeuert. Dann wäre die Hölle los.“
▶︎ Fakt ist: Chinas Präsident Xi Jinping drängt seit Jahren auf eine Wiedervereinigung mit Taiwan. Schon 2013 sagte der heute 68-Jährige, die Streitfrage könne nicht von Generation zu Generation vererbt werden. Notfalls müsse die Wiedervereinigung auch mit Gewalt erzwungen werden. Ende Juli ließ Xi seine Truppen eine Invasion durchexerzieren.
Warum hat es China auf Taiwan abgesehen? Das kommunistische Regime betrachtet den Inselstaat als sein Territorium. Nachdem Mao Tse Tung im chinesischen Bürgerkrieg die Nationalisten um Tschiang Kai-Shek besiegt hatte, floh Tschiang auf die chinesische Insel Formosa und führte dort die 1912 gegründete Republik China (Taiwans offizieller Name) fort. Taiwan ist faktisch ein eigenständiger Staat, hat aber nie seine Unabhängigkeit erklärt und wird nur von wenigen Nationen anerkannt.
Auch Taiwan probt immer wieder den Verteidigungs-Ernstfall. Sollte es zum Krieg kommen, wäre es allein China gegenüber vermutlich haushoch unterlegen. Das kommunistische Regime verfügt laut US-Verteidigungsministerium über mehr als eine Million Bodentruppen, der Inselstaat ohne Wehrpflicht nur über 88 000. Bei Flugzeugen steht es 2 500 zu 460, bei U-Booten sogar nur 52 zu 2.
Taiwans Verteidigungsbonus liegt in seinen schroffen Klippen und den Raketensystemen, mit denen es chinesische Radarsysteme treffen könnte. Doch sein größtes Ass sind die guten Beziehungen zur Supermacht USA. Jake Sullivan (44), Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden (78) antwortete am Mittwoch auf die Frage eines BBC-Journalisten, ob Amerika Taiwan im Kriegsfall beistehen würde: „Lassen Sie mich nur sagen, dass wir jetzt alles tun werden, um einen solchen Tag zu verhindern.“
Die US-Marine schickt regelmäßig Kampfschiffe durch die Straße von Taiwan, die den demokratischen Inselstaat vom kommunistischen Festland trennt. Die USA verkaufen Taiwan außerdem immer wieder Waffen – zuletzt u.a. 40 Panzerhaubitzen für 750 Millionen Dollar.