Der Winter wird schlimm, mit viel Schnee und Kälte, ein Winter wie seit Jahren nicht mehr? Habt Ihr auch im Vorfeld des Winters wieder einmal diesen Unsinn gelesen oder gesehen? Seit vier Wochen sollte der Superwinter eigentlich schon da sein, doch wo steckt er?
Es sind jedes Jahr die gleichen Scharlatane der Wetterbranche am Werk, wenn es darum geht den Superwinter auszurufen. Jedes Jahr gibt es meist schon im Sommer die verrücktesten Prognosen in Sachen Winterprognosen. Das war im Vorfeld dieses Winters mal wieder nicht anders. Besonders auf einem lila angehauchten Wetterkanal im Internet wurden schon im Mai die „tollsten“ Winterprognosen rausgehauen, es sollte ein Winter wie seit Jahren nicht mehr werden, schon im November sollte es „besonders kalt“ sein. Die Realität sah jedoch mal wieder anders aus. Der November 2021 wurde 1 Grad zu warm und brachte ein ordentliches Niederschlagsdefizit. Von Kälte war weit und breit nichts zu spüren.
Auch der bereits für Anfang November angekündigte Wintereinbruch bis in die Niederungen lässt bis heute auf sich warten. Woche um Woche werden solche Prognosen dann immer wieder nach hinten geschoben, damit der Zuschauer das unseriöse Theater nicht durchschaut. Schließlich bringt jeder Klick bares in die eigene Kasse. Im Netz verdient man gut mit Klicks. Da werden dann auch schonmal im Sommer Weihnachtsprognosen ausgegeben. Wissenschaftlich geht es kaum noch unseriöser. Und so warten einige Winterfans nun schon seit vier Wochen auf den ominösen Wintereinbruch.
Kein Winter für die Niederungen in Sicht
Die Fakten sehen derzeit anders aus. Für Lagen unterhalb 500 m ist kein Winterwetter zu erwarten und das mindestens bis Mitte Monats. Das muss man ehrlicherweise einfach mal klarstellen und da hilft auch alles schönreden nichts. Immerhin: Es gibt auch Menschen, denen gefällt das Wetter auch ohne Winter. Ältere und gebrechliche Menschen sind besonders im Winter in ihren Wohnungen gefangen. Für sie kann es lebensgefährlich sein, das Haus zu verlassen, wenn es draußen glatt ist. Auch die Mitarbeiter von Winterdiensten, die Millionen Auto- und Radfahrer dürften sich freuen, dass Eis und Schnee in den tiefen Lagen erstmal kein Thema sind. Statt Winterwetter für alle steht indessen erstmal eine Orkanlage an.
Mittwoch schwere Sturmlage Nordsee? Deutsches Modell (Grafik links) simuliert mit einem sich rasch intensivierenden Tief sogar Orkanböen. Dabei könnte es sich um eine sog. Shapiro-Keyser-Zyklone handeln, aber noch unsicher
— DWD (@DWD_presse) November 29, 2021
(Für Interessierte: S. 37 https://t.co/rapLhWECKz) /V pic.twitter.com/TyC23d4u00
Es bleibt dabei, dass es immer wieder mal in höheren Lagen schneien kann. Das ist für die aktuelle Jahreszeit aber auch völlig normal. Es regt schon zum Schmunzeln an, dass sich der ein oder andere Scharlatan der Branche jetzt hinstellt und sagt: „Schnee in den Mittelgebirgen und das Anfang Dezember! Ich habe es doch schon die ganze Zeit gesagt“. Jetzt sind wir aber alle wirklich überrascht, dass es Ende November bzw. Anfang Dezember in den Mittelgebirgen Schnee geben kann. Fakt ist: Die wissenschaftlich fundierten Langfristwettermodelle sehen und sahen nie einen strengen und schneereichen Winter.
Weiße Weihnachten komplett unsicher
Mit dem Weihnachtswetter wird ebenso viel Schindluder getrieben. Gerne werden hier die Tagesprognosen der US-Wettermodells CFS der NOAA gezeigt. Die ändern sich alle 6 Stunden und das meist total sprunghaft um 180 Grad. Da picken sich gewissen Zeitgenossen auch gerne immer wieder die besonders „schlimmen, schneereichen und eisigen“ Ausreißerprognosen raus und basteln drumherum dann die Legende eines eisigen Weihnachtsfestes. Liebe Leute, lasst Euch bitte von solchen Blendern nichts auf den Armen nehmen. Man kann Ende November und Anfang Dezember noch keine Prognose für den 24., 25. oder 26. Dezember ausgeben.