Das Immobilienunternehmen
Vonovia baut Rauchmelder in seine Wohnungen, die Daten über das Heiz- und Lüftungsverhalten der Mieter sammeln. So könnte man „Energie einsparen“ und „CO₂-Kosten senken“.
Das Immobilienunternehmen Vonovia will in seine Wohnungen Rauchmelder einbauen lassen, die die Mieter ausspionieren: Wie Bild berichtet, sollen die neuen Rauchmelder Daten aufzeichnen, die an den Immobilienverwalter Techem weitergeleitet werden. Dabei geht es um die Luftqualität, das Heizungsverhalten und den CO₂-Ausstoß. Der Melder soll außerdem anzeigen, wann gelüftet werden soll.
Die gesammelten Daten der Rauchmelder „Multisensor Plus“ können die Mieter auch in der Vonovia-App einsehen. Auf seiner Internetseite präsentiert Vonovia das ausführliche Sammeln der Daten als Zugewinn an Komfort und Sicherheit. Demnach würden stündlich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit gemessen, ebenso die Kohlenmonoxidbelastung. Auch die Helligkeit wird registriert, damit die LED-Lichter des Rauchmelders nachts gedimmt werden können.
Das unausgesprochene Ziel scheint die Konditionierung der Mieter zu sein. Der Produktmanager Peter Arzbach von Techem sagt in der Hessenschau: „Das hat den Vorteil, dass wir Hinweise geben können für ein gesundes Raumklima. Wir können dem Bewohner zeigen, wie man richtig lüftet, damit man Energie einsparen oder CO₂-Kosten senken kann.“
Die Rauchmelder sind bei ihrem Einbau grundsätzlich so eingestellt, dass die Daten gespeichert werden. Wenn Mieter die Speicherung ihrer Daten nicht wollen, müssen sie erst einen bestimmten Knopf am Rauchmelder drücken. Dann werden laut SWR die Daten nach 48 Stunden automatisch überschrieben. Ansonsten werden die Daten für drei Jahre so gespeichert, dass sie bestimmten Personen zuordenbar sind. Danach werden die Daten anonym gespeichert.
Der Einbau eines Rauchmelders in Wohnungen ist gesetzlich verpflichtend. Die Bewohner bekommen dabei nicht nur das Modell vorgeschrieben, sondern müssen zumindest bei Vonovia teilweise auch noch mit höheren Mieten rechnen. Gemäß SWR sieht das Immobilienunternehmen den Einbau nämlich als Modernisierungsmaßnahme an, die eine Verbesserung der Sicherheitstechnik darstellt. Darum sollen die Kosten für die neuen Rauchmelder in Ulm auf die Mieter umgelegt werden. In Frankfurt, Darmstadt und Kassel strebt das Unternehmen aktuell Gerichtsverfahren mit demselben Ziel an.
Vonovia beruft sich in seiner Argumentation auf ein BGH-Urteil vom 24. Mai 2023. Das Urteil besagt, dass Kosten auf die Mieter umgelegt werden können, wenn die Maßnahme eine technische Verbesserung darstellt. Vonovia erklärt, dass der Gebrauchswert der Wohnungen durch die neuen Rauchmelder deutlich erhöht werde.
Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg lehnt diese Argumentation ab: „Wie Vonovia hier darauf kommen kann und das eine Mieterhöhung rechtfertigt, verstehe ich nicht, da der Austausch von Rauchwarnmeldern, anders als der erstmalige Einbau, grundsätzlich keine Modernisierung darstellt.“ Wie Bauer gegenüber dem SWR erklärt, sei es fraglich, ob die Daten überhaupt gesammelt werden dürfen, weil durch die Installation der Rauchmelder „sehr stark in die Persönlichkeitsrechte jedes Mieters eingegriffen werde.“