Es ist eine unscheinbare Tür rechtsrheinisch direkt an der Hohenzollernbrücke nahe der Straßenkreuzung Kennedy-Ufer / Charles-de-Gaulle-Platz. Sie führt in ein riesiges Treppenhaus von wo aus man rund 100 Stufen 25 Meter hinab in eine Welt mitten in Köln steigt, die so nur wenige Menschen kennen.
Nur wenige Meter von der Hohenzollernbrücke mit über 1000 Zügen täglich gibt es einen Tunnel, der unter dem Rhein vom linken ans rechte Rheinufer führt – und menschenleer ist. Die Röhre ist 3,60 Meter breit, unterquert den Rhein mitten in der Stadt und führt unter dem Musical Dom linksrheinisch wieder nach oben.
5 Meter Erde zwischen Tunnel und Rhein
Der Tunnel wurde zwischen 1983 und 1985 von der RheinEnergie gebaut und war die weltweit erste Unterquerung eines so großen fließenden Gewässers überhaupt. Als Fernwärmetunnel leistet das Bauwerk einen wichtigen Beitrag zur Versorgung Kölns: Es transportiert Fernwärme von den Heizkraftwerken in Köln-Niehl auf die rechte Rheinseite. Fernwärme wird u.a. für das Heizen von Wohnungen und Warmwasser genutzt.
Fernwärmetunnel Köln: Blaues Licht in der Mitte
Wer unten ist, schaut in eine 461 Meter lange Röhre, die kein Ende zu nehmen scheint. Links und rechts in der Röhre verlaufen Leitungen, mittig ist ein Weg.
Die Mitte des Tunnels unter dem Rhein ist mit blauem Licht gekennzeichnet. Wer hier steht, hat über 5 Meter Erdreich über sich. Erst dann kommt das Flussbett des Rheins, das je nach Pegelstand 2-5 Meter tief ist.
Akustik wie in einem U-Boot
Durch die Form der Röhre (30cm dick) kann der Tunnel dem Druck des Rheins problemlos standhalten. Und trotzdem ist es faszinierend, unter dem Rhein zu stehen. In der Röhre sind nämlich zahlreiche Geräusche des Flusses zu hören.
Unter anderem kann man hier das Rotieren des Schiffsschrauben hören, die im Rhein fahren, wie Tunnelführer Frank Straube in einem Video der RheinEnergie dazu berichtet: „Wir haben hier unten sozusagen U-Boot-Feeling.“
Alte Deutzer Brücke bei Bauarbeiten gefunden
Bei den Bauarbeiten für den Tunnel in den 80er-Jahren mussten jede Menge Schutt und Steine aus dem Weg geräumt werden. Die Bohrer kamen pro Tag etwa 2,5 Meter voran. Unter anderem fand man hier auch Teile der alten Deutzer Brücke, die in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs gesprengt wurde. Einige der Fundstücke sind am Anfang der Tunnelröhre ausgestellt.